Klangfarben

Hören ist für die meisten Menschen etwas Normales, Alltägliches. Das galt auch für mich,
bis mein Sohn Elias auf Grund einer Meningitis sein Hörvermögen größtenteils verlor. Dies
war für mich der Zeitpunkt, mich mit dem Thema Hören tiefer zu befassen. Was ist Hören?
Eine Frage, die sich ein hörender Mensch selten stellt. Wie nehmen wir Klang wahr? Was ist Klang?

Damals, Ende der 80er Jahre, fing ich an, Klangröhren zu bauen und Elias zeigte mir, dass auch
er als gehörloser Mensch “hört” - mit seinen Händen, seinen Füßen, seinem ganzen Körper und
seinen hellwachen Sinnen. Ich baute und forschte, beobachtete und schärfte meine Sinne, um
Zusammenhänge von Tönen und Klängen und deren Wirkungen zu begreifen.
So entstand 1989 „Klangfarben – Studio für Klangkörper“ mit dem Zweck, Instrumente (Klangkörper) zu bauen, die der Erforschung und Anwendung einzelner Klänge sowie verschiedener Tonfolgen und deren Wirkungen auf natürliche Organismen dienen.
Ich begann meine Erfahrungen umzusetzen; die ersten Kompositionen waren Klangspiele mit
verschiedenen Grundtönen und Stimmungen. Auf der Suche nach dem wirkungsvollsten Material
für meine Ideen entdeckte ich eine Messinglegierung. Mit exakten Stimmungen und entsprechend
viel Handarbeit bei der Oberflächenbehandlung entstehen seitdem Klangröhren von außergewöhnlicher Qualität in Klangfarbe und Nachklang.

Das Treffen mit F. Maman 1994 in München führte zu einer intensiven und engen Zusammenarbeit bis
ins Jahr 2007, in der es um die Entwicklung von Instrumenten und Tonfolgen und deren Anwendungen
im therapeutischen Bereich ging. Kliniken, Behinderteneinrichtungen, Ärzte, Heilpraktiker, Therapeuten
und viele Privatpersonen in ganz Europa und den USA nutzen seitdem die vielfältigen Möglichkeiten, die
die Arbeit mit den Klangröhren in sich birgt.

Ich möchte diese Seite nutzen, um den vielen Menschen zu danken, die mich auf meinem Weg begleiten
und begleitet haben, ihre Erfahrungen mit mir geteilt, mich ermutigt und mit kritischen Gedanken angespornt
haben, allen voran Elias, der mir gezeigt hat, mit allen Sinnen zu hören.

Wolfgang Deinert, Januar 2012